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veröffentlicht am 27.07.2021
Schmachtenbergerstraße, 63906 Erlenbach am Main
Es ist ein bedeckter Sommervormittag im Juli, als wir uns den Weiden des Alpaka-Projekts in Streit nähern. Die Weiden liegen außerhalb des kleinen Ortsteils von Erlenbach am Main malerisch eingebettet in die hügelige waldige Spessartlandschaft. Schon bei der Anfahrt entdecken wir die wolligen kleinen Alpakas auf der Weide – einige davon sind erst ein paar Wochen alt. Crias nennt man die Babys, die nach etwa 11 ½ Monaten Tragzeit zur Welt kommen, wie wir kurz darauf von Gudrun erfahren.
Gudrun Kaufmann ist neben Dr. Olaf Schmitz die Macherin das Alpaka-Projekts, das hier oben in der ländlichen Idylle seit 2010 mit viel Herzblut und Leidenschaft betrieben wird. Derzeit sind 19 Alpakas auf den Weiden und noch etliche Schafe unterschiedlichster Rassen. Eine Alpaka-Dame stammt sogar noch aus Südamerika.
Die sympathische Gudrun empfängt uns herzlich und führt uns gleich auf die Weide der Hengste. Hengste und Stuten mit ihren Crias leben auf getrennten Weiden. Nur wenn mal wieder Nachwuchs gewünscht ist, lässt man ausgewählte Tiere zueinander – schließlich geht es hier ja auch um die Zucht…
8 Hengste sind es, die auf der ersten Weide umherflitzen, nach Äpfeln am Baum schnappen oder den Kopf in den Nacken strecken und mit der Nase im Wind die Lage erschnuppern – Flehmen nennt man das, wie Gudrun uns erklärt. Mit ihrer und unserer Hilfe führen wir die Hengste durch das Gatter in den Bereich, in dem sie dann die Halfter bekommen.
Vorher aber lernen wir uns kennen und gewöhnen uns aneinander. Gudrun nimmt sich viel Zeit und stellt uns die Hengste der Reihe nach vor: Da ist Ikarus, der Chef der Weide und der gehbehinderte Merlin, der schon mal spuckt und mosert, weil er sich sonst nicht wehren kann. Er ist auch der Einzige, der sich ziehen lässt. Die anderen haben alle ihren eigenen Kopf und wenn sie zu sehr gezogen werden, knien sie sich einfach hin. Tiger ist Ikarus` Sohn – er ist laut Gudrun noch auf der Suche nach seiner Position in der Herde, ist aber selbst schon Vater geworden. Adam sei ein richtiges Knuddel- und Schmusetier – chillig und mit sonnigem Gemüt. Sein Sohn Oskar ist drei Jahre alt und eher der „Hinterhertrotter“. Dann sind da noch Julius – der Sohn des berühmtesten Alpakas in ganz Deutschland und sein Sohn Cäsar und der fast gleichzeitig zur Welt gekommene Romulus.
Die Tiere sind weiß, schwarz, dunkel- und hellbraun. Manche mit etwas wolligerem Haupthaar, manche mit schnittiger Kurzhaarfrisur. Aber alle einfach zum Knuddeln und mit einem unvergleichlich kuscheligen Fell. Man kann gar nicht genug davon kriegen, sie zu streicheln. Einige haben sogar zwei oder drei Lagen Wimpern. Jetzt sind die Kinder an der Reihe – sie dürfen sich ihren Favoriten für die Wanderung aussuchen und es gibt keinen Streit. Jeder hat seinen „Liebhaber“ schon gefunden. Oskar und Tiger müssen oder dürfen dableiben – die anderen sind schnell mit Halfter und Führstrick versehen und dann geht es los.
Wir laufen hinauf zum Waldrand und die Kinder freunden sich immer mehr mit ihren Schützlingen an. Sie haben ihre liebe Not, sie davon abzuhalten, das saftige Gras am Wegesrand zu fressen und die lustigen Tierchen bleiben immer wieder abrupt stehen und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Oben angekommen werden die Leinen lang gelassen und die Hengste dürfen ausgiebig grasen, während wir Menschen die Ausblicke über die herrliche Spessart-Landschaft bis hinüber nach Mönchberg und das dahinter liegende Waldmeer genießen. Nach einem ausgiebigen Fotoshooting geht es dann querfeldein durch den Wald – auch das machen Kinder und Alpakas trotz Wurzeln und Baumstämmen mühelos mit.
Viel zu schnell sind wir wieder an der Farm und als es zur heimatlichen Wiese geht, da merken wir, wie schnell die Tiere ausgelassen flitzen können – das eine oder andere kleinere Kind, kommt dabei fast ins Straucheln. Danach ist aber dann noch eine ausgiebige Kuschelstunde angesagt. Wir können uns einfach nicht trennen, schmiegen uns an die lustigen weichen Hälse, lassen die Hände und Finger durch das flauschige Rückenfell fahren und knuddeln die sympathischen kleinen Tiere, die mit Hals und Kopf kaum größer als einen bis eineinhalb Meter messen. Ihr Blick ist wirklich herzallerliebst und sie sind sehr zutraulich geworden während unseres Besuchs und die Kinder können sich nur schwer trennen.
Nach über zwei Stunden heißt es dann Abschied nehmen. Zum Abschluss zeigt uns Gudrun noch die internationale Truppe seltener Schafrassen, die ebenfalls auf der Farm zuhause sind. Da sind Romanovs aus Russland, Schotten, Slowenen und die schwarz-weißen Südafrikaner. Als wir uns dann endlich losreißen können, haben wir viel über diese Exoten gelernt, aber wir gehen mit der Gewissheit, dass es die Alpakas hier im Spessart richtig gut haben und nicht nur eines unserer Kinder denkt scharf darüber nach den lang gehegten Wunsch nach einem eigenen Pony noch einmal zu überdenken …
Tourismusverband Spessart Mainland e.V.
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