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Das Haseltal – ich bin jetzt schon seit einiger Zeit im Spessart und habe immer mal wieder etwas über das Haseltal gehört oder gelesen. Unter anderem wird es als eines der schönsten Täler im Spessart bezeichnet, wo sowohl Wanderer, Mountainbiker als auch Ruhe suchende Naturliebhaber auf ihre Kosten kommen. Da eigentlich alles davon auf mich zutrifft, habe ich beschlossen, diesem vielgelobten Tal einen Besuch abzustatten.
Es ist schon Mitte November, die Bäume haben größtenteils ihre Blätter abgeworfen und ein nebeliger Dunst hängt über den Wäldern. Auf den ersten Blick lädt das Wetter eher dazu ein, den Tag gemütlich mit einer Tasse Tee auf der Couch zu verbringen. Aber ich habe mir vorgenommen, heute auf dem Spessartbogen, einem Fernwanderweg, der sich über 90 Kilometer durch den Spessart schlängelt, in das Haseltal zu wandern. Deshalb ziehe ich meine wasserdichten Schuhe und eine Regenjacke an, packe meine Kamera und etwas Proviant in den Rucksack und mache mich auf den Weg.
Ich steige kurz hinter Kassel – Biebergemünd in den Fernwanderweg ein und bin direkt froh, mich für die wasserdichten Schuhe entschieden zu haben. Der Weg ist von den Regenfällen der vergangenen Tage aufgeweicht und an manchen Stellen sehr matschig. Aber das lässt sich bei naturbelassenen Wegen in dieser Jahreszeit wohl kaum vermeiden und mit dem richtigen Schuhwerk ist das auch kein Problem.
So trist es auf den ersten Blick wirken mag, hat das feuchte Wetter durchaus auch etwas Reizvolles: kleine Tropfen, die wie Tränen an den Tannenzweigen hängen, Spinnennetze, die durch das Wasser, das an ihnen hängen bleibt erst richtig zu sehen sind, oder das satte Grün von Moos und Efeu, welches bei diesem Wetter noch intensiver zu leuchten scheint. Und dann lässt sich doch tatsächlich ab und zu auch noch die Sonne blicken. Zum Glück habe ich meine Kamera dabei…
Nachdem ich das Naturfreundehaus Güntersmühle passiert habe, schlägt der Weg einen Bogen um die Alteburg, einem keltischen Siedlungsplatz. Die Befestigungsanlage der Alteburg wurde zum Teil rekonstruiert und archäologische Funde im Biebergrund-Museum ausgestellt. Um mir die Rekonstruktion der Anlage anschauen zu können, müsste ich allerdings den Spessartbogen verlassen und einen kleinen Abstecher machen. Ich verschiebe die Besichtigung der Anlage auf einen anderen Tag und setzte meine Wanderung fort.
Schließlich wartet nicht weit entfernt schon ein anderes Highlight am Spessartbogen auf mich: Die Waldkunst „WALDverWORTUNG“ des Künstlers Faxe Müller. Hierbei handelt es sich um eine Baumbemalung mit Kalkfarbe. Zunächst kann ich nur vereinzelte Striche und geometrische Formen ohne einen mir ersichtlichen Zusammenhang erkennen. Als ich aber den richtigen Blickwinkel erreiche, ergibt sich aus den Einzelteilen, wie bei einem Puzzle, das Wort „Zeit“. Über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten, aber dieses Kunstwerk hat mich wirklich positiv überrascht. Allein die Idee finde ich faszinierend. Dadurch, dass die Kalkfarbe mit der Zeit auf natürliche Weise verblasst, wird einem die Bedeutung des Wortes „Zeit“ und die Vergänglichkeit aller Dinge, noch viel bewusster.
Toller Ausblick als Belohnung
Im weiteren Verlauf führt mein Weg mich durch Bad Orb, einen beschaulichen Ort, der vor allem durch seine schönen Fachwerkhäuser und die kleinen gemütlichen Gässchen besticht. Nach einem etwas steileren Anstieg werde ich mit einem tollen Blick über die Altstadt von Bad Orb belohnt, bevor der Weg im Wald verschwindet. Immer wieder ergeben sich zwischen den Bäumen schöne Ausblicke auf Wiesen und die bewaldeten Kuppen der umliegenden Berge, in denen noch einige Farbtupfer des vergehenden Herbstes zu erkennen sind.
Nun habe ich mein Ziel bald erreicht. Zwischen den Bäumen hindurch geht es hinunter ins Haseltal. Dort werde ich von dem Haselweiher, einem mittelgroßen Angelweiher empfangen. Im leichten Wind kräuselt sich die Wasseroberfläche, in der sich die umstehenden Bäume spiegeln.
Ich lasse mich auf einer der Bänke nieder und packe meinen Proviant aus. Wäre es ein bisschen wärmer, könnte ich wahrscheinlich stundenlang hier sitzen und den schönen Ausblick und die Ruhe genießen. Ich folge dem Lauf der Hasel, einem kleinen Bach, der sich durch das Hasetal schlängelt. Begleitet vom friedlichen Plätschern des kleinen Gewässers, laufe ich am Waldrand entlang durch das Haseltal und genieße dabei jeden Schritt. Es ist angenehm ruhig und die die frische Luft scheint so rein zu sein, wie das klare Wasser des Bachs neben mir. Ich komme an einer Kneippanlage vorbei, doch dafür ist es mir heute wirklich zu kalt.
Stattdessen freue ich mich auf ein warmes Getränk im Jagdhaus Haselruhe, welches ich schon von weitem sehen kann, wie es auf einer kleinen Anhöhe thront. Das Jagdhaus wurde 1907 von Walter vom Rath erbaut und wird seit 1964 gastronomisch genutzt. Zu meinem Glück. Es ist urig und sehr gemütlich. Auf der Speisekarte stehen unter anderem Wild aus heimischen Wäldern und fangfrische Forellen.
Ich sitze nun mit einer heißen Tasse Tee und einem Stück selbstgebackenem Kuchen am Fenster und schaue hinaus in das Haseltal. Ein wirklich gelungener Abschluss für einen tollen Tag.
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