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Normalerweise bin ich auf meinen Wanderungen eher digital unterwegs. GPS-Tracks diverser Onlineportale und auch das digitale Angebot etablierter Wanderführer sind mittlerweile schnell und unkompliziert in eine Kartenapp oder auf das GPS-Gerät geladen und schon kann ich starten.
Ich wohne noch nicht lange im Spessart und nutze die Wochenenden, um die Region immer besser kennenzulernen. Da kommt man um den Spessartbogen nicht herum, ein knapp 90 km langer Premiumwanderweg. Das erste Mal war ich dort für eine kleine Laufeinheit unterwegs – ständiges kontrollieren, ob man noch auf dem richtigen Weg läuft, ist also umständlich. Der Blick aufs Display war aber auch gar nicht nötig, denn die durchgängige Beschilderung gab mir nicht das Gefühl, einmal eine Abzweigung zu verpassen.
Dass dahinter viel Arbeit und Pflege steckt, war mir schon vorher klar. Aber nun durfte ich einmal die „andere“ Seite der Wanderwege kennenlernen.
Die Spessartspuren, kleine Rundwanderwege die ganz im Sinne des Spazierwanderns stehen, erweitern das Wanderangebot des langen Spessartbogens und möchten natürlich ebenso ausgeschildert, also markiert werden. Die neue Spessartspur in Neuses ist heute das Ziel. Für die Erstmarkierung sind Georg und Michael vom Naturpark Hessischer Spessart verantwortlich und genau die beiden haben meinen Kollegen Yannik und mich eingeladen, sie einen Tag zu begleiten. Eine kleine Abwechslung vom Büroalltag und raus in die Natur? Da waren wir direkt dabei!
Treffpunkt ist das Landhaus Fernblick und der Name verrät es schon: Wir steigen aus dem Auto aus und haben einen fantastischen Panoramablick über das Tal mit Neuses und Horbach bis hin in den Vogelsberg am Horizont. Und das, obwohl wir den Aussichtsturm gar nicht erst erklommen haben. Doch dafür ist auch keine Zeit. Bewaffnet mit Hammer, Nägeln, Schildern und Heckenschere geht es für uns direkt los.
Michael zeigt uns, worauf bei der Markierung zu achten ist. Einfach nur Schilder anbringen klappt so nicht. Da wir uns in einem wirtschaftlich genutzten Wald befinden, ist gegenseitige Rücksichtnahme auch beim Thema Markierung wichtig. Schöne gerade Bäume, die eventuell günstig und gut einsehbar für den Wanderer liegen, werden nicht für die Markierung genutzt. Auch beim Einschlagen der Nägel wird darauf geachtet, dass diese nur bis zur Hälfte im Baum verschwinden. Einmal um ein mögliches Lösen der Nägel zu vereinfachen, andererseits für einen langen Halt der Schilder am Baum. Dieser würde die Nägel der eng eingeschlagenen Schilder durch das Wachstum einfach herausziehen und die Markierungen fallen ab.
Das Auswählen der Bäume ist heute nicht schwer, denn Michael und Georg haben vor kurzem die neue Spur bereits das erste Mal markiert. Unbekannte entfernten direkt bei mehreren Spuren sämtliche Wegemarkierungen, sodass die Arbeit der beiden umsonst war. Den Ärger darüber kann ich gut nachvollziehen, sind wir heute doch knapp vier Stunden auf der Spessartspur unterwegs und mit der Markierung beschäftigt.
Aber diese Unsinnigkeit trübt unsere Stimmung nur kurz. Michael verschwindet ab und an vom Wanderweg und kommt mit verschiedenen Wildkräutern zurück. Einmal reicht er uns Sauerampfer. Pur und direkt aus dem Wald schmeckt er einfach herrlich! Ein wenig neidisch bin ich schon auf das Wissen, denn ich würde vermutlich die bösen Zwillinge der Pflanzen aufsammeln. Das nächste Kraut erkenne aber sogar ich: In einem ausgetrockneten Flussbett erstreckt sich ein grüner Teppich aus frischem Bärlauch bevor wir aus dem Wald heraus entlang eines kleinen Baches weiter laufen.
Auf weiter Flur
Michael und Georg erzählen uns einiges über die Vorplanung der Wanderwege und mit welchen Fragen sie sich neben der attraktiven Wegeführung beschäftigten. Wo keine Bäume zur Markierung stehen, werden Pfähle eingesetzt und mit Schildern versehen. Doch die geraten schon einmal gern unabsichtlich unter die Räder der teilweise hausgroßen Landmaschinen. Da einige Wanderwege über oder an privaten Weidegebieten und Ackerflächen vorbei führen, kann es schnell passieren, dass der im Winter markierte Weg während der warmen Jahreszeiten durch Weidebegrenzungen nicht passierbar ist. Also muss im Vorfeld abgeklärt werden, wem der Abschnitt gehört und welche Nutzung geplant ist. Für einen kurzen Wanderweg sicherlich unkompliziert, für ein ganzes Wegenetz kommen da aber schnell einige Kontakte zusammen.
Ehe wir uns versehen, sind wir unterhalb des Aussichtsturms an der alten Rodfeldeiche angelangt und nur noch wenige Schritte vom Parkplatz entfernt.
Schön war es, die Gesichter hinter den Wanderwegen in so einer tollen Atmosphäre genauer kennenzulernen. All das schafft der Naturpark unter anderem durch die Mithilfe von Wegepaten. Diese übernehmen eine „Patenschaft“ für einen Weg oder Abschnitt und kümmern sich ehrenamtlich um die Nachmarkierung sowie den Rückschnitt von Ästen vor den Markierungstafeln.
Für meine nächste Wanderung im Spessart schaue ich nun ganz genau auf die Markierung und freue mich umso mehr, wenn das GPS-Gerät auch mal in der Tasche bleiben kann.
Spessart Tourismus und Marketing GmbH
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