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veröffentlicht am 23.10.2024

Wildkräuterführung: Naturschätze am Wegesrand

Bei einer spannenden Kräuterführung mit der Kräuterpädagogin Elke Weber wurde die heimische Pflanzenwelt erkundet. Eine Entdeckungsreise für alle Sinne!

Als Outdoorfreaks sind wir viel in der Natur unterwegs und wollten schon immer mehr wissen über die Kräuter und Früchte am Wegesrand. Also haben wir uns zu einer Wildkräuterführung mit Verkostung beim Naturpark Hessischer Spessart angemeldet. Treffpunkt ist die Terrasse von Elke Weber oberhalb von Steinau-Marborn. Die gelernte Krankenschwester ist ausgebildete Kräuterpädagogin und Natur- und Landschaftsführerin des Naturparks. In ihrem Garten und auf der angrenzenden Wiese laufen fröhlich Hühner und Gänse umher. 

Die Gruppe startet direkt in die umliegende Natur und schon nach ein paar Schritten muss Elke Weber die erste Entdeckung zeigen: Dort wächst wilder Amaranth. Seine Samen wurden wohl zufällig beim Verlegen neuer Leitungen mitgebracht. Gegenüber wachsen Bäume mit Kirschen, die ich noch nie gesehen habe: Dicke, dunkelrote, längliche Früchte – Kornelkirschen sind das. Wir dürfen probieren: Aromatisch-säuerlich schmecken sie und stecken voller Vitamin C. Die Kräuterfrau macht Saft daraus, Marmelade und Chutney oder isst sie getrocknet im Müsli. „Der Herbst ist Früchtezeit“, sagt Elke Weber, aus der das Wissen nur so heraussprudelt. Ihre Begeisterung wirkt ansteckend. Erstaunlich schnell entsteht aus ganz unterschiedlichen Menschen – darunter eine Familie mit Kind im Schulalter, ein Wander-Ehepaar, eine junge Mama mit Baby im Tragerucksack und 50plus-Freundinnen - eine gut gelaunte Entdecker-Gemeinschaft, die gemeinsam auf „Schatzsuche“ geht.

Die Kostbarste aller Wildpflanzen ist nach Meinung der Kräuterfrau die wegen ihrer Brennhärchen ungeliebte Brennnessel – eine wahre Nährstoffbombe. Im Herbst werden die Samen verwendet, die nussig schmecken und sehr eiweißreich sind. Elke Weber bleibt an einem Schlehenbusch stehen, an dem dicke blaue Früchte hängen – „wie Riesenblaubeeren“, sagt eine Teilnehmerin. Der Busch, bekannt als Schwarzdorn, blüht weiß im Frühjahr, noch vor dem Weißdorn. Nach dem Probieren wird der Mund ganz trocken, „wegen der Gerbstoffe“, erklärt Weber. Die Früchte werden nach dem ersten Nachtfrost geerntet, „dann geht die Süße rein“. Grundsätzlich solltest Du Wildkräuter und -früchte ernten, wenn es zwei, drei Tage nicht geregnet hat, rät sie, „sonst ist die Schimmelgefahr hoch“. Und klar: Geerntet wird nicht auf fremdem Besitz, im Naturschutzgebiet, an Straßen oder im Hundeauslaufgebiet. Du kannst essbare Wildpflanzen frisch in der Küche verwenden oder trocknen. Aber vor allem musst Du sie hundertprozentig sicher bestimmen können. Hier helfen Bücher oder Apps, wie sie auch Elke Weber nutzt. 

Sie berichtet Wissenswertes zu den Inhaltsstoffen der Wildpflanzen und wie sie in der Volksmedizin verwendet werden: Schlehensaft gegen Erkältung, Brennnesseln fürs Immunsystem, Weißdorntee bei Unruhe und Depressionen, Spitzwegerich gegen Husten. Sie weiß viele Geschichten zu erzählen. So habe die undurchdringliche Hecke, hinter der Dornröschen hundert Jahre schlief, aus dem wehrhaften Weißdorn bestanden, und das Männlein, das im Walde steht „ganz still und stumm“ sei nicht etwa der giftige Fliegenpilz, sondern die Hagebutte. Sie ist die Frucht der Rosengewächse, enthält mehr Vitamin C als die Zitrone und wir probieren auch sie bei unserer Kräuterwanderung. Aus den roten Früchten des Weißdorns wurde in Notzeiten Mehl hergestellt, deshalb nannte man sie „Mehlfässchen“. Kaffee machte man aus Eicheln oder Zichorienwurzeln (die Wurzeln der blau blühenden Wegwarte).

Dann dürfen wir auf einer Wiese Kräuter sammeln, nachdem Elke Weber uns eindringlich vor den giftigen Herbstzeitlosen gewarnt hat, die sich immer weiter ausbreiten und wie Krokusse aussehen. Die gesammelten Pflanzen bestimmt sie dann, darunter ist auch ihre Lieblingspflanze, die weiße Schafgarbe, die reich an gesundheitsfördernden Bitterstoffen ist.  „Für mich hat das Kräutersammeln etwas Meditatives“, sagt sie. „Ich bin an der frischen Luft, komme runter und tue etwas für die Gesundheit und den Genuss.“ Genuss ist das Stichwort: Wir versammeln uns nach der Wanderung in Elke Webers Wohnzimmer. Dann geht es Schlag auf Schlag. Die Webers tischen uns ein liebevoll angerichtetes Häppchen nach dem anderen auf, lauter überzeugende Beispiele dafür, wie lecker die gesunde Kräuterküche ist. Mein Favorit: ein bombastischer Frischkäse voller Kräuter, die wir zuvor draußen kennengelernt hatten. Aber die Bärlauchbutter schmeckt am längsten nach.

Erholt, ein bisschen müde und dankbar zugleich verabschieden wir uns. „Ach so“, ruft Elke Weber, „den Giersch wollte ich Euch ja noch zeigen“. Also auf in den Garten. Auf dem Heimweg schmieden wir Pläne für den nächsten Spaziergang. Ich nehme auf jeden Fall ein Tütchen mit, für die nur scheinbar unscheinbaren Köstlichkeiten direkt vor der Haustür.

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