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veröffentlicht am 22.05.2023

Waldbaden im Winter

Waldbaden im Winter 

Warst Du schon mal an einem frühen Wintermorgen zum „Baden“ im Wald? Komm mit, öffne Deine Sinne und lass Dich ein auf eine mythische Zauberwelt. Es kostet ein bisschen Überwindung in dieser Jahreszeit, aber Du wirst reich belohnt mit einem Erlebnis, das die Sinne berührt und Dir tiefe Entspannung und geistige Frische schenkt. 

Es ist nasskalt und stockdunkel. Ich stehe kurz vor der Morgendämmerung in dicker Jacke, Schal und Mütze auf einem Waldweg im Spessart, in der Hand eine Taschenlampe. Mein Plan: Ich will im Wald „baden“, ganz bewusst an diesem nebligen Wintermorgen. So etwas habe ich noch nie gemacht. Als der Wecker mich an meinem freien Tag früh aus dem Traum gerissen hat, war ich kurz versucht, die Sache zu verschieben und mich im warmen Bett noch einmal auf die andere Seite zu drehen. Jetzt bin ich froh, dass ich doch aufgestanden bin. Und gespannt auf mein kleines Abenteuer. 

 

 

Um Kälte und Müdigkeit zu vertreiben, gehe ich zügig los. Im schwankenden Schein der Taschenlampe sieht der dunkle Wald gespenstisch aus. Rechts von mir flattert es plötzlich laut, ich zucke zusammen. Klar bin ich nicht allein, die Tiere des Waldes sind kurz vor Tagesanbruch aktiv, beruhige ich mich. Nach einer Weile schalte ich die Lampe aus. Es fängt ganz schwach an zu dämmern und ich sehe genug, um nicht zu stolpern. Links öffnet sich der dichte Wald zu einer kleinen Lichtung. Genau der richtige Platz für meine frühmorgendliche Wellness-Einheit. Immer noch ist es ziemlich dunkel, aber ich erkenne schemenhaft verwelkten Farn und fühle weiches Moos unter meinen Füßen. Die Nebelschleier machen das wenige Licht diffus. Die Waldlichtung wirkt geheimnisvoll, fast unwirklich, wie die Kulisse für einen Märchenfilm. Plötzlich scheinen mir unsichtbare Finger durchs Gesicht zu streichen, ich spüre Gänsehaut. Elfen, Waldgeister oder gar der Erlkönig? In diesem Zwielicht scheint vieles möglich, aus Spinnweben werden Zauberwesen.  

Um meine Phantasie zu zügeln, beschließe ich, mit dem „Waldbaden“ zu beginnen. Ich hocke mich hin, spüre das nasse, weiche Moos unter meinen Fingern. Richte mich zum Stehen auf, strecke die Wirbelsäule Richtung Himmel. Die Schultern lasse ich locker nach hinten unten fallen. Ich nehme ein paar tiefe Atemzüge. Fühle, wie ich entspanne. Verstärke das, indem ich innerlich durch den Körper wandere und wo ich Anspannung spüre, bewusst loslasse. Lausche auf die Geräusche des Waldes. War das ein Uhu, der da gerufen hat? Es tropft Nebelfeuchte von den Zweigen. 
Ich atme die kühle Luft ein, rieche den modrigen Geruch des Waldbodens. Ich fühle mich leicht, fast schon euphorisch in dieser Welt zwischen Nacht und Traum. Irgendwo fällt etwas, vielleicht ein Tannenzapfen? Ich ertaste die Rinde eines Baumes, untersuche jede Unebenheit – bis die Finger auf einmal festkleben. Der Baum „blutet“, Harz ist ausgetreten. Es riecht würzig nach Tannennadeln, wie ein Badezusatz. Die gasförmigen Substanzen, die Pflanzen ausstoßen, werden Terpene genannt. Es gibt viele Studien über ihre gesundheitsfördernde Wirkung, seit Shinrin Yoku (japanisch für Waldbaden) seinen Weg aus Japan in den Westen gefunden hat. Beim Waldbaden profitierst Du ganz automatisch davon. 

 

           

 

Ich atme tief und ruhig und setze das achtsame, sinnliche Erkunden meiner Umgebung eine ganze Weile fort. Lausche, was es zu hören gibt. Schaue, was ich erkennen kann. Rieche die frische, aromatische Waldluft. Ich merke, wie es mich erdet, wie ich gelassen und dabei hellwach werde, eins werde mit der Natur. Irgendwann kriecht mir die Kälte in die Knochen. Mit ein paar Armschwüngen und Hampelmannsprüngen wird mir wieder warm. Eigentlich wollte ich das Waldbaden mit einer Sitzmeditation abschließen, entscheide mich nun aber für eine Meditation im Gehen. 
Ganz allmählich ist es heller geworden, trotzdem gehe ich lieber auf den Weg zurück. Schritt für Schritt setze ich die Füße langsam und bewusst auf, spüre hinein, wie sich die langsamen Bewegungen im Körper anfühlen. Der Atem fließt. Ich stelle mir vor, dass der Bach, den ich in der Nähe rauschen höre, der Fluss meiner Gedanken ist. Ich schreite am Wasser entlang, schaue, wie die Gedanken dahinströmen und Wirbel bilden, doch wenn mich ein Gedanke mitzieht, hole ich mich sanft zurück ans Ufer. Das klappt erstaunlich gut. Im Morgennebel wirkt der Wald verwunschen und mythisch entrückt, die Schönheit flutet mich mit Glückshormonen, die sinnlichen Eindrücke verwurzeln mich im Hier und Jetzt. Ich bin gar nicht mehr müde. Mein Gesicht ist trotz der Kälte weich und tiefenentspannt. Wenn ich zu frösteln beginne, mache ich ein paar Gymnastikübungen und setze dann die Gehmeditation fort. Bis es so hell ist, dass der Zauber des Waldes verfliegt. 
Und ich merke, dass ich Hunger habe. Also beende ich mein meditatives Waldbad, laufe zurück zum Parkplatz und fahre ins Paradieschen in Altenhaßlau, wo es um diese frühe Stunde schon Frühstück gibt – und einen köstlich dampfenden doppelten Espresso.

   

 

Du bist neugierig geworden und kannst Dir vorstellen, das Waldbaden selbst einmal auszuprobieren? 
Das geht entweder, wie bei unserer Blogautorin, auf eigene Faust oder in einem angeleiteteten Waldbaden-Kurs. 

Anbieter für Waldbaden im Spessart: 

  • Praxis Lebenssinn (Gabi Berneburg),  Bonnetstraße 3, 63607 Wächtersbach
  • Beate Steinke, Kursleiterin Waldbaden, Raiffeisenstraße 24, 63477 Maintal
  • Naturpark Hessischer Spessart, Georg-Hartmann-Straße 7, 63637 Jossgrund (Natur- und Landschaftsführer Thomas Walter
    Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin Brigitte Aubel
     

Spessart Tourismus und Marketing GmbH

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