Der Winter zeigt sein düsteres, nasskaltes Gesicht, die Wolken hängen grau und schwer am Himmel. Wenn Du Deinen Hund zum Rausgehen überreden musst, dann ist genau der richtige Tag für einen ganz besonderen Ausflug: Komm mit in die Spessartwälder rund um Hof Trages in Freigericht, wo sich vor 200 Jahren berühmte Dichter und Dichterinnen der Romantik trafen.
Starte vom Parkplatz Altenmarkskopf und folge der ab dort ausgeschilderten Spessartspur “Altenmarkskopf-Spur”. Der Rundwanderweg ist insgesamt 5,5 Kilometer lang und führt durch dichte Wälder bis über die hessisch-bayerische Grenze und zurück. Er verläuft in Form einer „Acht“. In der Mitte kommst Du zu einer Kreuzung, an der Schilder in alle vier Richtungen weisen. Biege nicht scharf ab, sondern geh weiter entlang der „Acht“. Im stillen Herbst- und Winterwald, wenn es nieselt und Wolkenfetzen tief über die fast kahlen Bäumen ziehen, fällt es nicht schwer, sich in die Gefühlswelt romantischer Dichter zu versetzen. Sie liebten unheimliche und mystische Stimmungen und raue, stürmische, oft unwirtliche Landschaften als Spiegelbild der eigenen Seelenlage. Einsame Wanderungen durch den verhangenen Spessart wären genau nach ihrem Geschmack, am besten garniert mit Märchen, geheimnisvollen Sagen und Spukgeschichten.
Tatsächlich spielt eine unheimliche Spessart-Sage auf Hof Trages: Ein früherer Besitzer des Anwesens geriet in große Not und gelobte, eine Kapelle zu bauen, wenn sein Anliegen erhört würde. Er wurde gerettet, doch sein Versprechen erfüllte er nicht, denn er scheute die Kosten. Nachdem er gestorben war, fand er keine Ruhe im Grab, sondern musste in der Nacht auf einem weißen Pferd um den Platz reiten, wo er die Kapelle hätte errichten sollen – bis sich ein Nachfahre erbarmte und eine Kapelle bauen ließ. Seitdem ward der nächtliche Spuk nicht mehr gesehen.
Das Hofgut des Juristen Friedrich Carl von Savigny war zu Anfang des 19. Jahrhunderts Treffpunkt und Rückzugsort seiner Freunde aus dem Romantiker-Kreis, darunter Achim von Arnim, Clemens Brentano und dessen Schwester Bettine, deren Freundin Karoline von Günderrode und die Sprachforscher und Märchensammler Jakob und Wilhelm Grimm. Clemens Brentano, dessen ältere Schwester Kunigunde von Savigny heiratete, schrieb hier sein Märchen „Gockel, Hinkel und Gackeleia". Im Brentano-Zimmer erinnern die 1809 bemalten Wände mit romantischen Darstellungen und Spottversen an jene Zeit.
Auch die Kapelle am Hof Trages gibt es noch, doch Hofgut und Park sind im Privatbesitz der Familie Savigny und daher nur bei besonderen Anlässen wie den Sommerlichen Musiktagen oder Führungen des Geschichtsvereins zugänglich.
Öffentlich zugänglich ist der benachbarte Wirtschaftshof. Dort bietet sich das Restaurant am Herrenhaus zum Aufwärmen und gemütlichen Ausklang der Wanderung an. Auf der weitläufigen Golfanlage spielen die Mitglieder auch im Winter - außer bei Eis und Schnee. Wer sich für den Golfsport interessiert: Es werden zweitägige Anfängerkurse angeboten.