Wonach suchen Sie?

veröffentlicht am 30.08.2019

Auf der Jagd

Autor:Katharina Schilling

Eines meiner spannendsten Jagderlebnisse im Spessart-Mainland

Am Freitagabend des 5. Juli 2019 mache ich mich bereit für die Jagd. Ich informiere meine Jagdkameraden auf welchen Hochsitz meine Wahl gefallen ist, damit wir uns nicht gegenseitig in die Quere kommen. Es ist einer der Plätze, an denen ich bereits ganz besondere Anblicke genießen konnte. Und so bin ich sehr gespannt, was mich heute Abend wohl erwartet. Als mein Freund dort kürzlich ansaß, konnte er eine Rotte Wildschweine vernehmen, die sich im Raps bewegte. Da sie aktuell in den Weizenfeldern Schaden anrichten, wäre es gut, wenn dieser Abend mit Erfolg gekrönt sein würde und ich eines der Tiere erlegen könnte. Ob sie heute wieder dort sind und sich mir vielleicht sogar zeigen?

 

Los geht’s! 

Ich packe meinen Jagd-Rucksack und nehme mit: Mein Fernglas, eine warme Decke, eine Taschenlampe, ein Messer, mein Gewehr, Munition, einen Gehörschutz und was sonst noch nützlich werden könnte. Freudig schwänzelnd gesellt sich Beagle-Mädchen Malou zu mir. Sie weiß genau, was ich vor habe. Natürlich darf sie bei der Jagd nicht fehlen. Also findet auch sie ihren Platz im Auto, als ich mich auf den Weg mache. Mehrere hundert Meter vom Sitz entfernt, stelle ich das Auto ab. Anschließend greife ich mir das Fernglas und hänge es mir um den Hals. Dann schultere ich Rucksack und Gewehr, leine Malou an und laufe los.

 

 

Auf der Pirsch zum Hochsitz 

In den Abendstunden ist es sehr wahrscheinlich, auf dem Weg zum Hochsitz Rehwild zu begegnen. Spürt ein Reh eine Bedrohung in seiner unmittelbaren Umgebung, fängt es meistens direkt zu schrecken an, ehe es die Flucht ergreift. Das Schrecken hört sich an, wie ein empörtes Bellen. Damit zeigt es dem Feind deutlich, dass es ihn wahrgenommen hat und warnt seine Artgenossen. Bewegungen nimmt Rehwild besonders gut wahr. Daher kann man diesen Tieren nur dann relativ nahe kommen, wenn man sich nicht bewegt, sobald das Reh seine Umgebung aufmerksam beäugt. Aus diesem Grund ist beim Angehen des Hochsitzes das Fernglas sehr nützlich.

 

 

Überraschende Anblicke 

Während ich mich dem Hochsitz nähere, glase ich meine Umgebung also gründlich ab. Kein Tier ist zu erkennen. Die Luft scheint rein. Nachdem ich Malou mit einer Decke einen gemütlichen Platz gerichtet und sie unten am Hochsitz angebunden habe, baume ich endlich auf (Waidmannsprache für: ich steige auf den Hochsitz). Siehe da: Vom Boden aus waren die beiden Rehe im hohen Gras gar nicht auszumachen. Ein Jährlingsbock, eindeutig an seinem einfach-gespießten Gehörn zu erkennen, und ein Schmalreh (Waidmannsprache für: einjähriges, weibliches Reh, das noch nie Nachwuchs geführt hat) äsen (Waidmannsprache für: fressen) entspannt in etwa 70 Metern Entfernung. Sie haben uns nicht bemerkt und reagieren auch nicht, als ich mich auf dem Hochsitz für alle Eventualitäten einrichte. Das Fernglas bekommt seinen Platz in Reichweite. Die Waffe wird kontrolliert, geladen und gesichert abgestellt, sodass sie jederzeit griffbereit ist. Als alles zu passen scheint, kehrt endlich Ruhe ein. Ich tauche in die Umgebung ein und werde zum Beobachter der idyllischen Szenerie. Nicht weit von den Rehen entdecke ich bald darauf noch einen Feldhasen.

 

 

Plötzlich tut sich etwas 

In der folgenden Stunde flüchten sich die Rehe plötzlich schreckend aus dem Sichtfeld in das Rapsfeld und den Wald. Vielleicht haben sie Wind von mir und Malou bekommen. Oder habe ich im falschen Moment eine Bewegung gemacht, die sie als bedrohlich wahrgenommen haben? Gegen 21 Uhr bemerke ich einen Dachs, der sich hinter mir raschelnd im Wald ankündigt und dann in Windeseile über die Wiese in das angrenzende Rapsfeld vor mir flüchtet. Wegen ihres gedrungenen Körperbaus meint man, Dachse wären nicht besonders schnell. Doch das täuscht!

 

Abwarten, Ruhe bewahren und weiter beobachten 

Es vergeht wieder eine Stunde. Zwischenzeitig wechselte besagter Dachs aus dem Raps über den mir schon bekannten Wildwechsel rechts in den Wald. Da betritt plötzlich von links kommend Reinecke-Fuchs die Bühne. Doch er dreht sogleich wieder ab, sodass er wieder in dem Dickicht verschwindet, aus dem er hervorgekommen ist. Was wohl der Grund für seinen Rückzug war? Nur wenige Minuten später wird mir klar, es lag nicht an Malou und mir: Wildschweine sind in Hörweite! Sie scheinen im Raps vor uns zu stecken. Ganz deutlich hört man die Frischlinge in schrillen Tönen quieken. Was für ein spannender Jagdabend! Wie es jetzt wohl weitergeht?

 

 

Geduld ist eine Tugend 

Ich beobachte ganz akribisch mit meinem Fernglas die Kanten des Rapsfeldes. Jedoch wird die Sicht mit der fortschreitenden Dunkelheit immer schlechter. Jeden Moment könnte sich die Rotte zeigen. Dann muss es schnell gehen. Aber dennoch sollte ich Ruhe bewahren, wenn ich zielsicher eine Wildsau „ansprechen“ (Waidmannsprache für: eindeutig erkennen) und waidmännisch korrekt ein Stück erlegen will – was mir sehr am Herzen liegt. Und so kommt es, wie es kommen musste…

 

Schlag auf Schlag 

Um 22:20 Uhr zeigt sich die erste Wildsau. Die erste sichtbare Sau zu erlegen, wäre fatal, da es sich dabei immer um die führende Leitbache (Waidmann-sprache für: Rotten-anführendes weibliches Wildschwein) handeln könnte. Also betrachte ich die folgenden Tiere genauer, welche sich allerdings nicht wesentlich vom ersten Stück unterscheiden. Dann kommen kleinere Überläufer (ca. 2-jährige Wildschweine) und schließlich gestreifte Frischlinge in Anblick. Jedoch erscheint mir kein einziges der Tiere auf die Schnelle vom Alter und der Position her passend, um einen Schuss anzutragen. Mit einem Mal treten plötzlich auch die übrigen Rottenmitglieder aus dem Raps hervor. Ich schätze die Rotte auf ca. 20 Tiere, als sie sich im flotten Tempo geschlossen mit der gesamten Rotte quer durch das hohe Gras in den angrenzenden Wald bewegen. So etwas habe ich noch nie zuvor beobachten können!

 

 

Dankbar und um eine Erfahrung reicher 

Dieser Jagdabend hat es wirklich in sich! Zwar ist er nicht von Erfolg gekrönt und ich muss ohne Beute Heim gehen. Dafür zeigt sich für mich aber mal wieder eindeutig, wie schön und aufregend zugleich es ist, im Spessart zur Jagd zu gehen. Langweilig wird es hier nie! Außerdem wurde mir erneut vor Augen geführt, dass Wildsauen unglaublich intelligente Tiere und sehr schwer zu bejagen sind. Durch das Leben in der sozialen Rottenstruktur werden Sie von den älteren Tieren stark geprägt und profitieren dadurch sehr von den Erfahrungen ihrer Rottenmitglieder im Familienverband.

 

 

Fazit 

Insgesamt konnte ich an diesem einen Abend, neben Spechten und diversen weiteren Vogelarten, fünf verschiedene, dem Jagdrecht unterliegende Wildarten beobachten. Das allein ist schon so außergewöhnlich, dass ich mich darüber sehr glücklich schätze und diesen Abend gewiss in guter Erinnerung behalten werde.

Tourismusverband Spessart Mainland e.V.

Ansprechpartner

Industriering 7, 63868 Großwallstadt, Deutschland

+49 6022 261020

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