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Kurt Hartmann ist müde. Bärbel, Gretel, Liesel, Bella und Maria haben ihn in den vergangenen Nächten auf Trab gehalten. Allein in der letzten Januarwoche haben die Muttertiere 60 Lämmer zur Welt gebracht. “ Bei einer Geburt muss ich als Schäfer immer dabei sein. Die Schafe machen das zwar alleine. Aber ich muss aufpassen. Bei Zwillingen läuft das Erstgeborene gerne weg“, erzählt der 72- Jährige aus Sinntal-Sterbfritz.
Kurt Hartmanns schwielige Hände zeugen von einem arbeitsreichen Leben. Das Gesicht wirkt viel jünger als 72. „Das macht die Luft“, lacht Hartmann. In seinem Berufsleben arbeitete er als Baggerführer. 1969 legte er sich die ersten zwei Schafe zu. Die Herde wuchs und wuchs. Als er in Vorruhestand ging, machte er seine Passion zur neuen Berufung. “ Schafe hüten mit den Hunden, das ist mein Leben. Das muss in einem stecken, bei Wind und Wetter draußen zu sein.“ Acht Stunden auf der Weide zu stehen, das sei für ihren Mann wie Urlaub, ergänzt Gattin Doris.
Wenn im Frühjahr der Kalkmagerrasen zu sprießen beginnt un die Blumen ihre Blüten der Sonne entgegenrecken, ist die Zeit gekommen. Hartmanns Schafe weiden rund um die Dörfer des Sinntals über 30 Hektar Naturschutzfläche ab. Rhönschafe, Coburger Füchse und Merinos teilen sich das Gras. Die Ziegen kümmern sich um die Ränder, weil für Bock und Zicke auch Dornensträucher eine Delikatesse sind. Sechs Hunde führen Aufsicht. Hirte Hartmann ist mit seiner Herde im Auftrag des Forstamts Hessen unterwegs, um die Verbuschung der hügeligen Wiesen zu verhindern. Der Naturschutz steht an erster Stelle.
Wenn Spaziergänger Hartmanns Herde entdecken, genießen sie die Idylle. Ein zweites Bild baut sich vor den Augen des Betrachters auf. Der Hirte symbolisiert das Gute. Er versorgt seine Herde. Er schützt sie. Er kümmert sich liebevoll um kranke Tiere und junge Lämmer. Schon in der Bibel ist das so gewesen, wo die Schafsfamilie mit 661 Erwähnungen das bibliche Tier par excellence ist. Die stillen Männer mit dem Hirtenstab, richtig ist eigentlich der Begriff Schäferschippe, werden seltener.
Kurt Hartmann wird weiter auf den Wiesen des Bergwinkels wachen.“ Was ein richtiger Schäfer ist, der hört erst auf, wenn er die Augen zumacht.“
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